doris schoettler-boll, zwischenzeit





















     doris schoettler-boll
     zwischenzeit
     collage 1985

 

TRACTATUS PHOTOGRAPHICO-GRAMMATICUS

ER   SIE   ES

Ein Mann sieht nicht unmittelbar mit den Augen sondern durch vorgehaltene Röhren auf einen verhüllten Körper dessen wichtigster Teil die untere Hälfte nur sichtbar ist. Die andere offenbar unwesentliche Hälfte des wie in ein Grabtuch gehüllten Körpers befindet sich außerhalb der Begrenzung welche das Bild einrahmt. Der ganze Körper liegt auf einem gleichfalls verhüllten und ebenso nur zur Hälfte sichtbaren Lager. Was eigentlich nicht erscheinen dürfte erscheint über der unteren Hälfte des verhüllten Körpers. Es ist ein in Montenegro oder sonstwo gebräuntes schlankes Bein ohne Fehl und Tadel: das begehrliche Wünsche weckende Bein einer schönen Frau knieabwärts. Der Mann seinerseits ist sehr geschickt …

WIR

Wir befinden uns metaphorisch gesprochen im Inneren der camera obscura. Der dargestellte Moment ist zusammengesetzt aus mehreren Momentaufnahmen. Der dargestellte Moment war nie noch wird er sein. Das gilt auch für den Raum: er ist und ist nicht. Wir befinden uns demnach was dringend der Erklärung bedarf in einer besonderen Zeit und einem besonderen Raum weder innerhalb noch gänzlich außerhalb von Raum und Zeit. Es ist die camera obscura vermittels derer sich der Traum am Tage einnistet. Der seltsame Ort an dem das geschieht ist der Zwischenraum. Die Zeit in der es geschieht die Zwischenzeit. Die camera obscura ist dabei nichts weiter als eine technische Apparatur zur Simulation des Traumes …