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nathanael thuguts rede an die leviathanische jugend
1971

das seyn ist so schwer zu begreiffen darum will ich es in allen einzelheiten beschreiben genau ohne übereillung   die wörter sind verschlüsselt wenn ich wüßte was sie wirklich bedeuten würde ich nicht wagen sie ohne weiteres zu gebrauchen   mich umschwirrt merkürdige leere als wäre nichts außer mir die gestalten nur schatten   meine fülle zersprengt mich   ich fließe dorthin wo ich noch nicht bin tatsächlich das logische geschäfft reizt mich nicht mehr   der himmel ist gut nur was uns fesselt ist böse   so hart ist das gesetz daß man sehr weich sein muß um ihm zu entgehen   wahnsinn beflygelt mich   ich schwinge mich auf und kreise wie ein adler über der welt   o kanaan wie glänzt du zwischen egypten und assur   ja wenn ich nicht bloß metaphorisch ein adler wäre aber bin nur ein rabe   myde weltmyd   miserabler phaeton   mut größer als kraft stürze plop aus

irgenwann wird sie beryhrt von glühender kohle   flüssiges erz   brenne mich brenne mich   mit einer zunge mit lippen aus fleisch will ich nicht reden   schwärmer? neyn   ich kann auch anders   aber augenblicklich ist mir so weh nach den hügeln der kindheydt   gleych den kindern israel möcht ich ein klaglied singen   an wasserflüssen babylon vielleicht mit cymbeln an den weyden   entweder verführt oder verschleppt   es ist besser fremd zu leben   laßt mich behaupten heimatkosigkeit sei ein angenehmes schicksal   wir sind nicht dort   heimat könnte uns über die fremdheydt hier täuschen   so bleiben wir dran erinnert   gewöhnen uns nicht

was? die jünglinge sind todt? betrogne betrüger   meinungen ändern nichts   der mensch soll mächtiger seyn als der zwang roter sterne   ich schreybe wie ich will   alterthymlichkeit ist ein spaß den ich mir mit rücksicht auf eure geflissentliche fortschrittlichkeit erlaube   ihr solltet mich trotzdem lesen denn ich weiß etwas was ihr nicht wißt daß euer wissen scheyße ist   wenn ihr den buchstaben die nothwendige beachtung schenkt werdet ihr den gründen glauben   ihr lebt im wanst leviathans seid unzufrieden kriecht ihr aus dem maul des einen in den hintern behemoths   zwischen zwei verschiedenen die nichts weiter als gegensätzlich sonst aber gleichartig sind kann man sich nicht richtig entscheyden   scheynentscheidungen sind immer fallsch

ich habe die stirn diess mit bestimmtheydt zu sagen weill ich es von weitem sehe   eynfaches ist natyrlich ärgerlich simpel   ich versuche gar nicht erst meinen sätzen durch weitschweyffige künste den anscheyn der ähnlichkeit mit der wahrheydt zu verleyen. ich sage das unbegreyffliche ohne den törichten ansprvch gleychzeitiger erklärung

genygsamkeit   denken läßt sich nicht in wißbares verwandeln   hegel irrt   so lächerlich einfach ist das   hegel ist ein egypter   ungemein schwierig aber fallsch   ist aber hegel egypter so schelling unwidersprechlich assyrer   und keiner lacht   hah hahahaha!

einst wurden in deutschland neben einigen andern vier zeilen von überirrdischer schönheydt geschrieben   ein irrer singt im dativus ethicus elliptisch verkürzt wie er auf der wiese wie er auf dem felde jezt daß sein gewand in winden wehe wie von dornen unverlezt wie sein geist ihm lustig frage worinn inneres besteht bis auflösung diesem tage   auflösung sagt jemand heiße revoluzion   ah ein ersatz ist sie für ungeduldige provinzler die auflösung nicht erwarten sondern um jeden preis erleben wollen   die wirklichkeit bietet nur eine alternative   am gemache sich vergnygen oder stillzustehn vor dem belaubten geist   in meynungen zu festzuhängen dazu gehört fanatischer stumpfsinn   der tödtet und quält mitleydlos für nichts und wider nichts

lieber möchte ich wahnsinnig auf dem felde seyn als mich dergestalt zu beschämen   entscheidet euch zwischen welt und gegenwelt   danach versucht unbeschädigt zwischen egyptern und assyrern zu wohnen   alles übrige ist gleychgiltig   nichts ist so unschimpflich wie gleychgiltigkeit leviathanischer bürger   sei entschieden gleychgiltig und genygsam   laßdoch die mächtigen und prächtigen in ihrem glück verrecken

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