
wilhelm lehmbruck
vier von vierzehn zeichnungen fuer
elisabeth bergner in 'gedichte
von
friedrich hoelderlin', berlin 1914
1917/18
ADAM KADMON
In der Zeit der Denkmäler im herabgekommenen Sinn
des Worts hat Lehmbruck keines geschaffen. Nichts von seiner
Hand ist für das gemacht, was unter dem ekelhaften Begriff
'Kunst im öffentlichen Raum' subsumiert werden könnte.
Sein Atelier war (wie Berichten Meier-Graefes oder Fritz von
Unruhs zu entnehmen) der dunkelhelle, geistumrauschte, der einsame
oder wüste Ort des Künstlers, und es gibt kein desillusionierenderes
Bild des Werks als das einer Abstellkammer für 'entartete
Kunst', gleich lebenden Seelen des Abtransports, der Vernichtung
gewärtig. Die Harfengestalt der 'Knienden', des 'Steigenden'
oder 'Stürzenden' schon vom brauchbareren Hoetger
als 'unplastisch' aussortiert wie noch heute, in 'Klassiker-Editionen',
der letzte, von Hölderlin paraphrasierte Gedanke des als
Volksschädling eingestuften, zum Giftbecher verurteilten
Sokrates.
Im zitternden Reegen
der Grotte bildete sich
Als auf dem wohlgestimmten Saitenspiel ein Menschenbild
Aus Eindrüken des Walds
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