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von und an professor dr. gunter martens, 22. mai 2002
zu seinen rezensionen FHA 7/8 'gesänge' und 'Friedrich Hölderlin. hesperische Gesänge',
mit vorangegangener korrespondenz

9. 12. 2001
To: des
From: Prof. Dr. Gunter Martens
Subject: hesperische Gesänge

Lieber Herr Sattler,
für eine kleine Tagung am kommenden Donnerstag benötige ich dringend ein Exemplar Ihrer Ausgabe der hesperischen Gesänge. Da die Buchhandlungen in unserer neuen Umgebung recht lahm sind, bitte ich um Ihre Hilfe. Könnten Sie bitte möglichst schnell ein Exemplar (mit Rechnung) an meine neue Anschrift […] auf den Weg bringen?
Wir sind nun also aus dem Norden in den wärmeren Süden ins Badische gezogen und fühlen uns hier recht wohl - vielleicht ein guter Ort, um uns einmal wieder zu sehen. Erinnern Sie noch unser erstes Treffen - es war wohl 1974 - gar nicht weit von hier - in Freiburg?
Für heute in Eile nur diese wenige Zeilen. Ich hoffe, wir finden bald Gelegenheit, ausführlicher miteinander zu reden.
Herzliche Grüße
Ihr Gunter Martens


8. 1. 2002
To: Prof. Dr. Gunter Martens
From: des
Subject: Re: hesperische Gesänge

Lieber Herr Martens,
ich diktiere dieses aus dem Krankenhaus, nach einer Bandscheibenoperation, deren Notwendigkeit sich schon im Dezember ankündigte. So habe ich versehentlich Ihre E-Mail vom 9. Dezember zwar empfangen, aber wegen eines technischen Defekts an unserer Mailbox nicht gelesen. Erst jetzt findet Herr Steimer die Nachricht, und ich freue mich, von Ihnen zu hören, auch wenn die benötigten 'hesperischen Gesänge' Sie nicht erreichten. Auf jeden Fall schickt Ihnen meine Frau heute noch ein Exemplar.
Ganz lebhaft erinnere ich mich an unser erstes Zusammentreffen, mit Herrn Zeller, nahe dem Münster. Wir reisen gern in die Pfalz und nach Baden; so hoffe ich, daß wir uns tatsächlich in diesem Jahr einmal wiedersehen, und ich freue mich schon darauf.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
D E Sattler


22. 5. 2002
To: des
From: Prof. Dr. Gunter Martens
Subject: Verspäteter Dank für die 'hesperischen gesänge'

Lieber Herr Sattler,
mein herzlicher Dank für die 'hesperischen gesänge' sollte schon lange bei Ihnen sein. Inzwischen sind mehr als vier Monate vergangen, Sie werden längst schon wieder wohlgenesen an Ihrem Schreibtisch sitzen. Derweil habe ich FHA 7/8 und die 'hesperischen gesänge' intensiv studiert und habe - Sie werden es sich vielleicht denken können - meine Schwierigkeiten damit gehabt. Die übergroßen Anforderungen, Hölderlins Gesänge zu edieren, sind mir natürlich vollauf bewußt und daß man nicht noch einmal Ähnliches, was Beißner und Nachfolger versucht haben, wiederholen konnte, ist mir ebenfalls klar. Ihre Grundthese ist spannend, die Perspektiven, die Sie eröffnen, höchst anregend - nur hätte ich sie nicht zur Grundlage einer Edition gemacht. Doch darüber wäre ein langes Gespräch mit Ihnen der richtige Ort; denn daß hinter beiden Ausgaben eine unendliche Arbeit steckt, kann man nicht mit einigen wenigen Sätzen abtun. Ich habe es trotzdem versucht in meinen Referaten für die Germanistik. Das kann natürlich nicht Ihren Vorstellungen entsprechen; verstehen Sie es nur als einen kleinen Versuch, mit den anstehenden Problemen umzugehen und Ihnen trotzdem noch gerecht zu werden.
Ich hoffe sehr, daß trotz allem das Gespräch zwischen uns nicht abbricht.
Mit herzlichen Grüßen und nochmaligen Dank
Ihr Gunter Martens

Anlagen: 2 Referate für die Germanistik
Hölderlin, Friedrich: sämtliche werke. historisch-kritische ausgabe … 7/8. gesänge … / Hölderlin, Friedrich: hesperische gesänge. Hrsg. von D. E. Sattler. sonderdruck der neuen bremer presse


22. 5. 2002
To: Prof. Dr. Gunter Martens
From: des
Subject: Landcharte

lieber herr Martens,
gut, daß mich Ihre beiden kurzrezensionen noch kurz vor der Hölderlin-tagung erreichen, zu der wir morgen früh abreisen; ich beschwere mich nicht und gestehe ein, daß es hätte schlimmer kommen können; mit dem satzbeginn 'Die von Hölderlin absichtlich fragmentarisierte Form der Überlieferung' teilen Sie ja auch, wenn es sich um keine fehlleistung handelt, die erste hälfte meiner grundprämisse; in einer hinsicht trifft Ihre darstellung meines erachtens nicht den kern der sache; der editorisch hergestellte 'rapport' ('Kolomb' a.b 63) ist ja in jedem fall semantischer natur und vom herausgeber nur um den preis der redundanz kommentierbar; alle weiteren argumente der konstellation, schrift und schließlich auch der mehr oder weniger deutlichen nichttextuellen 'zeichen' (die doch deswegen nicht in jedem fall gegenstandslos oder gar lächerlich sein müssen) sind hermeneutische addenda
ist nur ein einziger rapport, z b - wie auf dem Markte / Kolombus in eine Landcharte siehet, :: so hat mir / Das Kloster etwas genüzet. -, aufschlußreich und schlüssig, so kann die angefochtene hypothese nicht gänzlich falsch sein und wäre nur im einzelnen zu diskutieren; gezögert habe ich mit der edition so lange, weil ich das schockierende jener einsichten anfangs als ähnlich schockierend empfunden habe wie gelehrte und ungelehrte leser angesichts des jetzt vorgelegten; dann aber war es das problem der darstellung, denn daß einmal gewonnene einsichten dieser art publizität fordern, scheint mir unwidersprechlich; wie aber die allen bekannte und allzu geläufige Landcharte durch eine seekarte ersetzen?
Sie sehen, das gespräch muß wegen dieser frage nicht abreißen
mit herzlichen grüßen
Ihr D E Sattler