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8. 3. 2002

canone doppio sopr’ il sogetto (bwv 1077)

ähnlich dem canon triplex a 6 ist auch dieser den 14 kanons über die ersten acht fundamental-noten der aria am eingang und schluß der Goldberg-variationen entlehnt; das vorbild, 11. Canon duplex übers Fundament à 5, ist allerdings weitaus stärker abgewandelt (vgl brv [47]); während Bach dort, in form der notenlinie für linie fortschreitenden lectio, den schluß des leidenspsalms XXII: alle fetten auf erden werden essen und anbeten vor ihm werden knie beugen alle die im staube liegen… komponierte, intoniert er hier, in vierstimmigem chorsatz, das off II/10.11 entnommene wort: sei getreu bis an den tod  so will ich dir die krone des lebens geben. wer ohren hat der höre; um diesen text zu finden, brauchte der adressat, der als musiker und sänger auch bei Bachs aufführungen mitwirkende theologiestudent Johann Gottfried Fulde, nur das symbolum des stammbucheintags vom 15. oktober 1747 – Christus Coronabit Crucigeros – zu übersetzen

die von Jaques Handschin 1934 gefundene und in BVA VIII/1 verbessert wiedergegebene auflösung ist immer noch inkorrekt; sie vernachlässigt die in Bachs vorlage noch umlaufenden und durch zeichen markierten, hier durch überschreitung des zweitaktigen sogettos um die quantität von einem viertel beziehungsweise drei achteln angedeuteten schlüsse und gibt somit den endlichen textkanon als canon perpetuus

verloren geht in dieser version der auch in der baßlinie nach repetition umlaufende, den oktavsprung am beginn des sogettos übernehmende schluß; zur syllabischen wiedergabe des im symbolon unmißverständlich genannten christusworts fehlen damit zwei viertelnoten